Dienstag, 13. Februar 2007

Tiandi – Eine chinesische Buchhandlung in St. Georg

Die Spiegel-Bestsellerliste spielt bei Tiandi keine Rolle. Auch aufgetürmte Bücherstapel mit den Wälzern von Peter Handke, Rosamunde Pilcher oder Grisham-Krimis sucht man hier vergebens. Der westliche Literaturbetrieb, mit seinem Kampf um Leser, Auflagen und dem Aufguß des ewig Gleichen, findet in der chinesischen Buchhandlung so gut wie nicht statt.


Deutsche Kundschaft verirrt sich nur selten in den Souterrainladen, der in einer ruhigen Seitenstrasse, abseits der Langen Reihe liegt. Angesichts der stark vergilbten Exemplare von Kung-Fu-Ratgebern, Mao-Biographien und medizinischen Anleitungsbüchern und der seit ewigen Zeiten nicht geputzen Schaufenster, könnte man meinen, der Laden sei gar nicht geöffnet. Doch das schmuddelige Äußere täuscht nur ein beschauliches Dasein vor. Eigentlich brummt der Laden. Denn mit dem Zuzug von chinesischen Geschäftsleuten, Angestellten und deren Familien nach Hamburg, ist die Nachfrage nach chinesischer Literatur, und Büchern in chinesischer Übersetzung, stark gestiegen. Tiandi unterhält ein weltweites Netzwerk zu den Städten, in denen Exilchinesen seit Generationen heimisch geworden sind und chinesische Verlage und Buchhandlung gegründet haben. San Fransisco, London und Singapur sind nur einige Beispiele für die chinesische Buchproduktion außerhalb des Mutterlandes. Aus China selbst werden ebenfalls Bücher für die lesefreudige Kundschaft in Hamburg importiert. Die Umsätze jedenfalls scheinen für Tiandi zu steigen. Es ist sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis Tiandi gleich neben Thalia zu finden ist.