Montag, 12. Februar 2007

Don't get lost in Hamburg Ost- Afro-Shops in Billstedt

Don’t get lost in Hamburg Ost! – So lautet das Motto der Hip-Hop-Kids und Rapper-Teens im Hamburger Stadtteil Billstedt. Sie kokettieren mit dem weitverbreiteten Ghetto-Image des Viertels, dem zufolge hier Jugendgangs und organisierte Banden ihr Unwesen treiben, die Ausländer-Kriminalität jede Statistik sprengt und die bildungsfernen Schichten in ihren Sozialwohnungen vor dem Fernseher hockt. Selbst Hamburgs 1. Bürgermeister ist davon überzeugt, dass in Billstedt nur noch schwer etwas zu retten ist. Doch die Bewohner von HH East wissen es besser. Rosige Zeiten herrschten in dem Arbeiterviertel noch nie, aber kaputtreden lassen wollen sie sich ihr Zuhause auch nicht. Denn der „wilde Osten“ lebt – und wie!

Dank einer über Jahrzehnte gewachsenen Infrastruktur gibt es hier einige engagierte Einwanderer-Communities, die sich einbringen. Da sind zum einen die „alteingesessenen“ Türken, dann Menschen aus Indien, Pakistan und Afghanistan, und auch afrikanische „Newcomer“. Jede Gruppe versucht, auch mit noch so geringen Mitteln, aus dem vernachlässigten Schmuddelkind ein lebens- und vielleicht auch liebenswertes Quartier zu machen, Identifikation zu schaffen. Mit seinen vielen Gesichtern, Hautfarben, Sprachen, Kulturen und multiethnischen Einkaufsmöglichkeiten ist Billstedt eigentlich ein zukunftsweisendes Modell für Hamburg. Doch leider tun sich die Stadtoberen bis heute schwer damit, zu akzeptieren, dass die Metropole schon seit Jahrzehnten international durch Einwanderer geworden ist, und nicht erst mit dem Großprojekt der HafenCity zu einer solchen wird! Dabei ist es ganz einfach, das angebliche „Ghetto“ von seiner attraktiven Seite kennenzulernen – zum Beispiel durch seine Afro-Läden.


„Afro Shopping“ ist in Billstedt eine angesagte Sache. Eine alteingesessene Institution ist der African & American Market - Afro Shop an der Billstedter Hauptstrasse, Ecke Washingtonallee. Seit vielen Jahren wird hier der Homeboy-Style der westafrikanischen Küste gepflegt, plus angesagter CDs und Videos. Bedruckte T-Shirts mit den Gesichtern der Soap-Opera-Stars aus Nigeria und Ghana sind sehr beliebt bei Jung und Alt. In Sachen Mode läßt der African & American Market keine Wünsche offen. Für anstehende Festlichkeiten gibt es weite Boubous für den Herrn und schicke taille basse für die Dame, bei denen der Rock in Form einer Fischflosse geschnitten ist – auch europäische Kundinnen machen darin eine sehr reizvolle Figur. Wer die „Haute Couture Africaine“ hautnah erleben und ausprobieren möchte, ist hier genau richtig.
Noch relativ neu ist der Afro Shop Central Markt, der ebenfalls an der Billstedter Hauptstrasse liegt. Der geräumige Laden, mit seiner großen Schaufensterfront, will sich mit seinen wunderschönen Stoffen und etwas afrikanischem Kunsthandwerk auch an eine nicht-afrikanische Kundschaft wenden. Eine eindeutige Linie scheint man jedoch noch nicht gefunden zu haben. Denn im Schaufenster begegnet dem Kunden zunächst ein buntes Sammelsurium aus Handtaschen, Perücken, Holzschnitzereien, Haartinkturen und anderen Utensilien. Reingehen und umschauen, heißt es da. Jeder ist willkommen und zum Kaufen findet sich immer etwas.


Etwa 10 Minunten zu Fuß vom Billstedt Zentrum liegt der neueröffnete Zodiac Afro Shop, an der Horner Landstrasse. Da bisher die Einräumarbeiten auf Hochtouren liefen, steht ein „Test“ noch aus. Dass es aber auch in diesem Afro-Shop eine riesige Auswahl an Haarteilen und Perücken geben wird, steht so fest, wie das Amen in der Kirche.