Dienstag, 2. Januar 2007

Vinh Loi am Klosterwall

Wer an der U-Bahn-Haltestelle Steinstrasse aussteigt und den Treppenausgang in Richtung Klosterwall nimmt, der sollte sich nicht über den starken Gegenverkehr wundern, der ihm entgegenkommt, bepackt mit Unmengen von knisternden, gelben Plastiktüten. Denn dann haben viele Kunden mal wieder bei Vinh Loi einen Großeinkauf getätigt. Der sehr beliebte Asien-Supermarkt, der sich unter vietnamesischer Leitung befindet, liegt äußerst praktisch direkt am Hamburger Hauptbahnhof, nur einen Steinwurf entfernt von der Akademie der Freien Künste und den Deichtorhallen. Parkmöglichkeiten lassen sich daher relativ schnell finden, falls man für seine Einkäufe mehr Stauraum benötigt.



Und dass dies durchaus der Fall sein kann, lassen bereits die verlockenden Auslagen in der circa vier Meter langen Schaufensterfront vermuten. Mit der Auswahl an Schüsseln, Tellern, Saucentöpfchen, Reiskochern und -dämpfern, Pflaumenschnaps-Glässchen und kompletten Eß-Services mit diversen Mustern lassen sich ganze China-Restaurants ausstatten. Außerdem gibt es Nippes, Kitsch und Buddha-Figuren in allen Variationen. Also, nichts wie hinein und stöbern. Drinnen ist es meistens voll, an Samstagvormittagen immer. Ganz Hamburg versammelt sich dann hier zum Einkaufen: Vietnamesen, Thais, Afrikaner, Indonesier, Chinesen, Koreaner – Bayerisch war auch schon zu hören. Vinh Loi bietet eine riesige Auswahl an asiatischen Produkten. Von Süssigkeiten, Getränken, Tees, Suppen, Reissäcken, Gewürzen, Saucen, über tiefgefrorenen Fisch, Fleisch, Tiefkühlkost, frisches Obst und Gemüse und vieles, vieles mehr. Besonders imposant sind die Gefriertruhen, in denen der Fisch auf seine Kundschaft wartet – wohlgemerkt ganzer Fisch, kein filettierter, gebraten oder irgendwie behandelter Fisch. Er scheint gleich aus dem Meer oder Gewässer in diese Truhe gehüpft zu sein, nur noch schnell eine Einschweißfolie drum, mit Fangort, Datum und Name. Wer bisher nur Kabeljau, Lachs und Aal kennt und sein sonstiges Wissen über Fische aus dem Zoo-Aquarium bezieht, dem sei dieser Anschauungsunterricht wärmstens empfohlen. Es gibt nichts, was es nicht gibt.


Herrlich ist es, mitzuerleben, wie ein chinesisches Ehepaar sich über den Kauf eines Flosseninhabers den Kopf zerbricht, nach einem schöneren Objekt sucht, den Fisch hin und her dreht, wieder weglegt, um dann doch wieder zur erstgegriffenen Packung zurückzukehren. Die vielen verschiedenen Menschen bei ihren Käufen zu beobachten ist ein Teil des Vinh Loi-Vergnügens.

Wer seinem Hausgeist etwas Gutes tun möchte, der kann in der Non-Food-Abteilung zwischen zwei praktischen Geisterälteren wählen; die moderne Variante ist mit bunten Lämpchen ausgestattet. Bis vor einiger Zeit gab es auch eine eingeschränkte Auswahl an chinesischen Popmusik-CDs, bei der man so manche musikalische Entdeckung in Sachen Rock und Hip-Hop machen konnte, die westliche Star blass aussehen lassen.